Am 10. März 2023 hat der Bundesverband Mediation in Restrukturierung und Insolvenz e. V. seine zweite Jahrestagung abgehalten. Dieses Jahr haben wir Mitglieder und Gäste in den Tagungsräumen des Hotels Wilmina, in Berlin Charlottenburg, empfangen. Es handelt sich um die historischen Räume des Amtsgerichts Charlottenburg sowie des früheren Frauengefängnisses. Unter weitestgehender Beibehaltung der ursprünglichen Räume und Struktur wurde hier ein Kleinod der Hotellerie und Gastronomie errichtet. Die Transformation hat 10 Jahre lang angedauert und dem Haus gleich im Eröffnungsjahr 2022 den Preis als Hotelimmobilie des Jahres sowie den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur eingebracht. Eine großartige Kulisse.

Das Motto unserer Jahrestagung lautete "Stakeholder Management - Bessere Ergebnisse durch Mediation bzw. mediationsanaloges Arbeiten". Dieses Thema unterstreicht, dass unser Verband nicht nur eine Liebhaberei betreibt, sondern sich der Ambition verschrieben hat, Mediation im Sanierungskontext anwendbar zu machen und echte Fälle zu bearbeiten. Wir wollen neue gute Wege aufzeigen, um Konflikte besser zu lösen und diese Wege salonfähig machen. Dementsprechend standen auf dem Programm Erfahrungsberichte sowie eine Podiumsdiskussion in einem Praktiker-Panel.

Oliver Schulte hat einen Fall präsentiert, in dem er durch eine (echte) Mediation den Abschluss einer Sanierungsvereinbarung zwischen einer Hausbank und einem Unternehmen ermöglicht hat, die sich anfangs lediglich dahingehend einig waren, dass sie nicht miteinander sprechen möchten.

Im Anschluss stellte Dennis Fouladfar einen Fall aus seiner Beratungspraxis vor, in dem er durch mediationsanaloges Arbeiten innerhalb eines Samstages ein Finanzierungskonzept mit zwei völlig zerstrittenen Gesellschaftern einer insolvenzgefährdeten Gesellschaft erarbeiten und hierdurch eine Fortführungslösung sicherstellen konnte.

Beide Fälle legten auf eindrucksvolle Weise offen, wie massiv emotionsgeladene und oftmals auf sachfremden Motiven beruhende Konfliktdynamiken produktive Denkprozesse verhindern und Mediation bzw. Mediationstechniken effektiv Brücken schaffen und damit den Konfliktparteien ermöglichen, wieder konstruktive Lösungsansätze eigenständig zu verfolgen. Ein Teilnehmer bezeichnete es treffend als die „Magie der Mediation“.

An der Podiumsdiskussion unter der Moderation von Alexander Jüchser beteiligten sich Bernd Reich, Marion Gutheil, Thomas Paul und Oliver Schulte.

Hier und in anregenden Gesprächen zwischen den Programmpunkten wurde u. a. diskutiert, weshalb trotz der dargestellten Erfolgsgeschichten selbst vom Ergebnis begeisterte Beteiligte in weiteren verzwickten Sanierungsfällen Mediationen jedenfalls nicht proaktiv in Betracht ziehen. Schwingt zu viel Esoterik mit („Magie“)? Fehlt die Überzeugung, um zu (noch) nicht anerkannten Methoden zu greifen? Befürchtet man, die eigene Kompetenz in Frage zu stellen? All diesen Fragen stellen wir uns und haben bereits gemeinsam Ideen entwickelt und erste Maßnahmen definiert.

In der Mittagspause konnten unsere Teilnehmer die im Museumsteil des Wilmina Hotels stattfindende internationale Fotoausstellung (European Month of Photography) besuchen.

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern für die spannende und produktive Jahrestagung mit vielen interessanten Diskussionen und neuen Erkenntnissen.